Müller, Hans (1891-1988)--DB2476

Müller, Hans (1891-1988)--DB2476

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Person

Lebensdaten

04.10.1891-05.12.1988

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Gomerkinden, Gemeinde Hasle bei Burgdorf (BE)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Verheiratet mit Müller-Bigler, Maria (1894-1969)--DB2506; Vater von Müller, Beat (1925-2010)--DB2464

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Bauernsohn; Grossonkel von Müller, Oswald (1946-1991)--DB6700

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Gymnasiallehrer phil. nat., Patent 1922; Dr. phil. Universität Bern 1921; Sekundarlehramt; Lehrerseminar Hofwil

Berufsausübung

Sekundarlehrer in Grosshöchstetten 1915-1927; Primarlehrer in Vielbringen

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Anbau- und Verwertungsgenossenschaft Galmiz (heute: Terraviva): Präsident 1946-1985 (als Vorgänger von Dähler, Fritz--DB6337), Ehrenpräsident; Zeitschrift 'Kultur und Politik': Redaktor 1946-1988 (als Vorgänger von Scheidegger, Werner (1936-)--DB3069); Schweizerische Bauernheimatbewegung: Leiter 1927-1988 (als Vorgänger von Scheidegger, Werner (1936-)--DB3069), Präsident 1927-1988 (als Vorgänger von Dähler, Fritz--DB6337), Gründer; Schweizerischer Verband abstinenter Bauern: Sekretär 1923-, Gründer; Zeitschrift 'Der Vorspann': Redaktor; Zeitschrift 'Der Jungbauer': Redaktor; Schweizer Bauernverband: Vorstandsmitglied 1933-1937

Funktionen in anderen Institutionen

Studentenverbindung Zähringia: Mitglied

Funktionen in der Politik

Nationalrat (BGB) 1928-1947

Biographische Skizze

Hans Müller wurde 1891 auf einem Bauernhof im emmentalischen Gomerkinden geboren. Nach der Sekundarschule besuchte er das staatliche Lehrerseminar Hofwil. Anschliessend bildete er sich an der Universität Bern zum Sekundarlehrer aus. Seine Dissertation über die Ökologie in den Karrenfeldern des Sigriswilergrates schrieb er neben seiner Tätigkeit als Sekundarlehrer in Grosshöchstetten. Nach Abschluss seines Studiums begann sich Müller in der bäuerlichen Abstinentenbewegung zu engagieren. 1923 wurde er Sekretär des von ihm mitbegründeten Vereins abstinenter Schweizer Bauern. Gleichzeitig begann er sich der bäuerlichen Bildungs- und Kulturarbeit zu widmen. 1927 gab er seine Stelle als Sekundarlehrer auf, um sich im Auftrag der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), auf deren Liste er 1928 in den Nationalrat gewählt wurde, ganz der Jugendarbeit zu widmen. Schon 1927 hatte er, zusammen mit Bigler, Fritz (1899-1983)--DB346 und anderen, die Schweizerische Bauernheimatbewegung Bioforum Schweiz, AfA307 gegründet, die, besser bekannt unter dem Namen Jungbauern, 1932 auf dem Möschberg bei Grosshöchstetten ein Zentrum für bäuerliche Bildungsarbeit schuf, das auch eine Bäuerinnenschule umfasste. Diese wurde von Müllers Frau Müller-Bigler, Maria (1894-1969)--DB2506 geleitet. Bibliothekar der mehrere Tausend Bände umfassenden Wanderbibliothek der Jungbauernbewegung war Bohnenblust, Fritz (1898-1979)--DB418. In der Wirtschaftskrise suchte Müller nach neuen wirtschaftspolitischen Massnahmen und begann auch Postulate der Arbeitnehmenden zu unterstützen. Zusammen mit den Gewerkschaften lancierte die Jungbauernbewegung 1934 die Kriseninitiative, die im Kanton Bern in der Volksabstimmung 1935 auch angenommen wurde. Gleichzeitig kam es zum Bruch mit der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), die die Kriseninitiative aus bündnispolitischen Überlegungen ablehnte. 1937 wurde Müller in das Präsidium der Richtlinienbewegung gewählt, dem auch Schmid-Ammann, Paul (1900-1984)--DB3144 und Gadient, Andreas (1892-1976)--DB1168 angehörten. Doch mit der Verständigung zwischen der Sozialdemokratie und den bürgerlichen Parteien bei den Regierungsratswahlen im Kanton Bern 1938 wurden Müller und die Jungbauernbewegung politisch marginalisiert, dann auch isoliert. Mit seinem autoritären Führungsstil und der Propagierung einer 'neuen Politik mit neuen Männern' nach dem Zusammenbruch Frankreichs 1940 zog Müller den Vorwurf der Nazifreundlichkeit auf sich. 1946 kam es auch zum Bruch mit seinen bisher wichtigsten Mitarbeitern auf dem Möschberg, Anliker, Ernst (1906-1977)--DB107 und Bigler, Fritz (1899-1983)--DB346. Letzterer hatte seinen Nationalratssitz schon 1943 an Barben, Ernst (1899-1993)--DB193 verloren. Schon Ende der 1930er Jahre war es zum Bruch zwischen Müller und Moser, Werner--DB2443, seinem engsten Mitarbeiter auf dem Möschberg, gekommen.

Nach dem Krieg zog sich Müller aus der Politik zurück und widmete sich, von seiner Frau beeinflusst, ganz dem organisch-biologischen Landbau. Zusammen mit dem Arzt und Naturwissenschaftler Rusch, Hans Peter (1906-1977)--DB4647, den Lebensmittelverarbeitern Arquint, Caspar (1922-2013)--DB132 und Brandenberger, Hugo (1917-2012)--DB477 sowie vielen Biobauern und Biobäuerinnen trug Müller viel dazu bei, dass in den 1950/60er Jahren zahlreiche Bauern und Bäuerinnen ihre Höfe nach den Prinzipien des organisch-biologischen Landbaus zu bewirtschaften begannen.

Autor: Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Der Bauer und sein Obst: Gärungslose Obst- und Traubenverwertung, 3. Auflage, Bern 1927

Quellen

  • Moser, Peter; Müller, Hans: Aus dem Landwirt wieder einen Bauern machen, in: Intellektuelle von rechts, hrsg. von Aram Mattioli, Zürich 1995
  • Archivbestand Bioforum Schweiz (AfA Nr. 307)
  • Archivbestand Anbau- und Verwertungsgenossenschaft Galmiz (AfA Nr. 308)

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton BernCanton de FribourgBioforum SchweizKultur und PolitikSchweizer Bauernverband (SBV)TerravivaSchweizerischer Verband Abstinenter Bauern (SVAB)

Müller, Hans (1891-1988)--DB2476

Peter Moser, Müller, Hans (1891-1988)--DB2476 .