Meyer, Josef Hermann (1905-2001)--DB11952

Meyer, Josef Hermann (1905-2001)--DB11952

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Person

Lebensdaten

1905-2001

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Grosswangen (LU)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Verheiratet mit Meyer-Nadler, Louise--DB11953; Vater von Meyer, Andreas (1937-)--DB12197, Meyer, Peter (1939-)--DB10564 und Isolde; Schwiegervater von Fischer-Meyer, Rolf (1938-)--DB12198

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Berufsausübung

Gemüsebauer in Wangen-Brüttisellen (ZH) 1937-; Migros: Anbauexperte (in dieser Funktion Reisen nach Spanien und in die Türkei); Schmetterlings- und Insektenzüchter

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Funktionen in anderen Institutionen

Funktionen in der Politik

Gemeinde Wangen-Brüttisellen: Gemeindepräsident (LdU) 1958-1962

Biographische Skizze

Josef Meyer wuchs als Verdingkind im Luzerner Hinterland auf. Die Mutter starb bei seiner Geburt, der Vater, als Josef 2-jährig war. Nach einer sehr kurzen Schulzeit (er musste die Schule frühzeitig verlassen), arbeitete Meyer zuerst auf grösseren Betrieben als Melker, dann als Fabrikarbeiter in der Aluminiumfabrik im aargauischen Menziken, wo er auch Meyer-Nadler, Louise--DB11953 kennenlernte. Anschliessend übernahm Meyer zusammen mit Toni Sproll eine Gemüsegärtnerei im Kanton Zürich, die sie aber aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgeben mussten. 1937 konnte Meyer mit finanzieller Hilfe einer Tante in Wangen-Brüttisellen (ZH) zusammen mit seiner Frau eine Gärtnerei erwerben, die sie in der Folge zum rasch wachsenden Gemüsebaubetrieb Roswies ausbauten. Das Gemüse verkauften Meyers der Migros Zürich, von der sie gleichzeitig grosse Mengen an Obst- und Gemüseabfällen zur Kompostherstellung bezogen. Der Kompost ermöglichte es Meyers, ihren Betrieb biologisch zu bewirtschaften. In den 1950er Jahren engagierte sich Meyer auch ausserhalb seines Betriebes für den Biolandbau. So hielt er bspw. an der zweiten Tagung für biologischen Landbau, die 1956 vom Schweizerischen Verein für Volksgesundheit (SVVG) gemeinsam mit der Gesellschaft Biologischer Landbau (heute: Bioterra) in Zürich organisiert wurde, ein Referat über die 'Rentabilität des biologischen Gemüsebaues'. Die schriftliche Fassung wurde, wie andere Texte von Meyer, in der von der SVVG von 1954 bis 1958 herausgegebenen Zeitschrift 'Neuer Landbau' publiziert.

Als Vertreter der natürlich-biologischen Richtung des Biolandbaus stand Meyer auch in Kontakt mit Müller, Hans (1891-1988)--DB2476 und Rusch, Hans Peter (1906-1977)--DB4647, den Exponenten der organisch-biologischen Richtung, die von den Produzenten der Anbau- und Verwertungsgenossenschaft (AVG) in Galmiz (heute: Terraviva), praktiziert wurde. Ende der 1950er Jahre kam es zu unüberbrückbaren Differenzen zwischen Müller und Meyer, weil letzterer zusammen mit Braun, Rudolf (1920-1999)--DB11959 und Jaag, Otto (1900-1978)--DB11946 von der EWAG den für die AVG wichtigen Bodentest von Rusch als wertlos zu kritisieren begann. Zusammen mit Hotz, Heinrich--DB8772, dem Präsidenten des Schweizerischen Vereins für Volksgesundheit (SVVG), plädierte Meyer für eine 'weniger dogmatische' Haltung in der Frage der Düngung der Pflanzen als Rusch und Müller, die Meyer fortan als 'Superphosphatbiologen' bezeichneten.

Josef Meyer war aber auch ein berühmter Schmetterlings- und Insektenzüchter. Für seine Zucht auf der Roswies interessierten sich auch Entomologen von der ETH, der Firma Dr. Rudolf Maag AG in Dielsdorf und aus dem Ausland. Zudem war Meyer für die Migros als Anbauberater auf Betrieben in der Türkei und in Spanien tätig, von wo aus er auch in der 'Tat', der Zeitung der Migros, über seine Beobachtungen berichtete. Spanisch lernte Meyer vorgängig in der Migros-Klubschule.

Politisch engagierte sich Josef Meyer, der als Jugendlicher bei den Jungsozialisten aktiv war, beim Landesring der Unabhängigen (LdU). 1951 kandidierte er auf der LdU-Liste erfolglos für den Nationalrat, 1958 hingegen wurde er für vier Jahre als Gemeindepräsident gewählt. Aus seinen beruflich-geschäftlichen Beziehungen mit der Migros kannte er Duttweiler, Gottlieb (1888-1962)--DB889 und Adele Duttweiler, mit denen Meyers auch persönlich verkehrten.

Josef und Louise Meyer hatten drei Söhne und eine Tochter. Der älteste, Meyer, Andreas (1937-)--DB12197, führte ab 1961 den Gemüsebaubetrieb Roswies, der Anfang der 1970er Jahre aber durch den Bau der Autobahn zerschnitten wurde. Meyer, Peter (1939-)--DB10564, der schon 1962 mit dem Anbau von Zierpflanzen begann, gründete auf dem einen der zwei durch den Autobahnbau nun entstandenen, flächenmässig aber reduzierten Betriebe die Meyer Orchideen AG, die in der Folge zum grössten Orchideenbetrieb in der Schweiz wurde. Der andere Betrieb wurde 1978 von Fischer-Meyer, Rolf (1938-)--DB12198, der mit Isolde Meyer verheiratet war, übernommen und zur Fischer Pflanzenkulturen AG ausgebaut. Andreas Meyer wiederum gründete nach dem Bau der Autobahn die Firma Hortechnica AG, die sich zu einem europaweit tätigen Pionierbetrieb für die Verfrühung von Gemüse mittels Foliensystemen entwickelte.

Autor: Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Über die Rentabilität des biologischen Gemüsebaues, in: Neuer Landbau, Nr. 9, November 1956

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 4711
  • Die Tat, 26.09.1951, S. 4; 14.02.1962, S. 5
  • Schweizerisches Handelsamtsblatt, 1939, Heft 277, S. 2362
  • Wir Brückenbauer, 15.08.1958, S. 3

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton ZürichMigros-Genossenschafts-Bund (MGB)

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