Grüter, Fritz (1884-1933)--DB1366

Grüter, Fritz (1884-1933)--DB1366

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Person

Lebensdaten

24.03.1884-30.10.1933

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Willisau (LU)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Sohn des Anton Grüter, Rössliwirts und Metzgermeisters, und der Maria Huber

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Dr. med vet.

Berufsausübung

Tierarzt; Landwirtschaftliche Schule Willisau: Hilfslehrer für Tierheilkunde 1921-1933; Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der inneren Sekretion und Sexualphysiologie in Zusammenarbeit mit der Tierarzneischule Zürich, mit dem histologischen Institut der Universität Strassburg (Prof. Bouins) und dem Laboratorium von Eugen Steinach in Wien

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Wiggertaler Käserverein: Mitbegründer, Präsident und Ehrenmitglied

Funktionen in anderen Institutionen

Verkehrsverein Willisau: Vorsteher; Huttwil-Wolhusen-Bahn: Direktionsmitglied

Funktionen in der Politik

Nationalratskandidat; Grossrat LU (Liberale Partei) 1924-1930; Liberale Jungmannschaft des Grossratswahlkreises Willisau: Erster Präsident und Gründer 1911

Biographische Skizze

In den 1920er Jahren arbeitete Fritz Grüter an der Landwirtschaftlichen Schule Willisau, wo er von 1921 bis 1933 Hilfslehrer für Tiergesundheit war, eng mit Wigger, Anton (1878-1958)--DB3810 und Koch-Bachmann, Jules (1896-1946)--DB1959 zusammen. Zudem forschte Grüter schon als jüngerer Tierarzt unter der Leitung von Professor Frei, Walter (1882-1972)--DB5997 am veterinärpathologischen Institut der Universität Zürich. Seit den Jahren 1921/22 interessierte er sich - angeregt durch die Arbeiten von Frei, Zschokke und Küpfer, Max (1888-1940)--DB2052 - für die damals neue Lehre von den Sexualhormonen und deren Einfluss auf die somatischen wie psychischen Geschlechtscharaktere und auf den Gesamtorganismus. Im Rahmen dieser Studien zu den Sexualhormonen besuchte Grüter das Laboratorium des bekannten Verjüngungsforschers Eugen Steinach in Wien, um dort die experimentellen Grundlagen dieser Lehre kennenzulernen und sich auch über die klinischen Auswirkungen derselben zu unterrichten. Angeregt durch die operativen Methoden der sogenannten Aktivierung und Reaktivierung entschloss er sich, dieselben auf die landwirtschaftlichen Nutztiere zu übertragen. Berühmt wurde Grüter durch die Aktivierung unterentwickelter, sogenannt infantiler Stiere. Dazu verwendete er unter anderem die Methode der Keimdrüsentransplantation. Dass sich Grüter mehr für die Bekämpfung der Infantilität als für die Verjüngung interessierte, hatte letztlich auch ökonomische Gründe: Da in der Schweiz Rinder aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus nicht so alt wurden wie andernorts, war es für ihn naheliegender und praxisrelevanter, die Beschleunigung der Geschlechtsreife zu erforschen. Neben der Aktivierung infantiler Stiere befasste er sich auch mit der operativen Bekämpfung der Brunstlosigkeit und Sterilität von Kühen. Zu diesem Zwecke transplantierte er Eierstöcke von gesunden Kühen auf unfruchtbare Rinder und Kühe. Über seine Forschungen berichtete Grüter vornehmlich im Schweizer Archiv für Tierheilkunde, aber auch auf internationalen Kongressen, so etwa auf dem 1. Internationalen Kongress für Sexualforschung 1926 in Berlin.

In den letzten Jahren seines Lebens forschte Grüter wiederholt im Institut von Prof. Bouins in Strassburg. Hier erhob er einen theoretisch interessanten und wichtigen Befund: Das Hormon des Hypophysen-Vorderlappens übt seine entwicklungs- beziehungsweise wachstumsfördernde Wirkung auf dem Wege über die Keimdrüsen aus. Grüter fand nun, dass hiervon die Reifung der Milchdrüse eine Ausnahme macht; die Wirkung auf die Milchdrüse ist eine direkte. Diese Forschungen fanden vor dem Hintergrund der Frage statt, welche Zusammenhänge zwischen Hormonen und Milchleistung bestehen respektive ob es letztlich vielleicht sogar möglich sei, eine Laktation ohne Reproduktion zu erreichen. Grüter beschäftigte sich aber auch weiterhin mit der Bekämpfung der Brunstlosigkeit und der Sterilität. Da die Überpflanzungs-Operationen ein hohes Mass an technischem Geschick erforderten, forschte er zusammen mit A. Stäheli und Eugen Steinach an Möglichkeiten, das umständliche und schwierige Transplantationsverfahren durch eine einfache, allen Interessenten zugängliche Methode zu ersetzten. Eine Möglichkeit zur Aktivierung respektive Reaktivierung unfruchtbarer Tiere sah er in hochkonzentrierten weiblichen Sexualhormonen wie etwa dem Produkt 'Progynon' von Schering-Kahlbaum.

In einem in der renommierten Wiener klinischen Wochenschrift erschienen Nachruf auf Grüter unterstrichen die Verfasser (wohl seine beiden Mitautoren A. Stäheli und Euen Steinach) Grüters ungewöhnliche Begeisterung für die Wissenschaft. Zentral für sein Wissenschaftsverständnis waren die exakte Messbarkeit von experimentell gewonnenen Ergebnissen und ihre statistische Auswertung. Neben der Wissenschaft engagierte sich Grüter auch in der Politik. 1911 gründete er die liberale Jungmannschaft des Grossratswahlkreises Willisau, deren erster Präsident er wurde. Als langjähriger Vorsteher des Verkehrsvereins Willisau war er zudem massgeblich an der Einrichtung der eidgenössischen Postverbindung Hergiswil - Willisau - Nebikon beteiligt. Zugleich war er Mitglied der Direktion der Huttwil-Wolhusen-Bahn. Längere Zeit war Grüter auch an der Spitze des Einwohnerausschusses. Der Gemeinde diente Grüter auch als Schlachthausaufseher. Des Weiteren war er einer der Initianten der (letztlich erfolgreichen) kantonalen Initiative für die Reduktion des Salzpreises. Erst 49 Jahre alt, starb Grüter am 30. Oktober 1933. Sein früher Tod war die Folge eines Zuckerleidens.

Autoren: Beat Bächi und Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Die Kastration stiersüchtiger Kühe, in: SLZ, 1910, S. 272-273
  • Beitrag zur Kenntnis der Bronchitis chronica des Pferdes, Diss., Zürich 1901
  • Keimdrüsenüberpflanzungen auf junge Rinder, in: Marcuse, Max (Hg.): Verhandlungen des I. Internationalen Kongresses für Sexualforschung, Berlin vom 10. bis 16. Oktober 1926, Bd. 1 (Experimentalforschung und Biologie), Berlin und Köln 1927, S. 105-112
  • Über sekundäre Geschlechtsmerkmale unter besonderer Berücksichtigung kleiner Versuchstiere und des Hausrindes, in: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte, 1929, S. 129-141
  • (zusammen mit E. Steinach und A. Stäheli): Behebung der Sterilität bei landwirtschaftlichen Nutztieren (Rinder, Kühe, Schweine) durch das weibliche Sexualhormon, in: Wiener klinische Wochenschrift, 5 (1934) S. 129-132
  • Helveticat
  • Publikationen v.a. im Schweizerischen Archiv für Tierheilkunde

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 480
  • Die Grüne, 1933, S. 506-509
  • Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte 1933, S. 321/22 (Nachruf von Walter Frei)
  • Archivbestand Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (AfA Nr. 154)
  • Illustrierte Luzerner Chronik, No. 45, 9. November 1933, S. 360
  • Luzerner Tagblatt und Zentralschweizer General-Anzeiger, 31. Oktober 1933, S. 2

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton LuzernLandwirtschaftliche Schule Willisau

Grüter, Fritz (1884-1933)--DB1366

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