Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV), AfA315

Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV), AfA315

Organisationsgeschichte, histoire de l'organisation

Ab den 1830er Jahren entstanden zunächst kantonale, später auch lokale und regionale landwirtschaftliche Vereine. Diese standen in der Tradition der im 18. Jahrhundert einsetzenden physiokratischen Bemühungen um eine Verbesserung und einen Aufschwung der Landwirtschaft. Auf diese Bestrebungen geht auch der älteste landwirtschaftliche Verein, die 1759 gegründete OGG Oekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG), AfA129 zurück. Hundert Jahre später, 1863, schlossen sich die landwirtschaftlichen Vereine der deutschen Schweiz im Schweizerischen Landwirtschaftlichen Verein (SLV) zusammen. In gleicher Weise entstand in der Romandie 1881 neben der bereits bestehenden, kleinen Société d'agriculture de la Suisse romande die Association des Groupements et Organisations Romandes de l'Agriculture (AGORA), AfA173. Und 1885 wurde aus den örtlichen Vereinen des Tessins die Società ticinese d'agricoltura gebildet. Diese sogenannten Zentralvereine wurden - zusammen mit dem Schweizerischer Alpwirtschaftlicher Verein (SAV), AfA215 - im Bundesbeschluss von 1884 als landwirtschaftliche Hauptvereine anerkannt und damit vom Bund auch finanziell unterstützt. Der SLV trat zunächst vor allem als Träger landwirtschaftlicher Versuche und der im 19. Jahrhundert häufig stattfindenden Ausstellungen auf. Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag aber bei den kantonalen Vereinen, die oft auch ein eigenes Organ herausgaben. Sie organisierten Ausstellungen, Kurse und Wandervorträge; in manchen Kantonen gründeten sie auch landwirtschaftliche Genossenschaften. Die landwirtschaftlichen Vereine, die von modernisierungsfreudigen Akteuren aus Wissenschaft und Politik, von Honoratioren, Politikern und Grossbauern gegründet und geführt wurden, organisierten noch nicht die breite Masse der Bauern. Die Nähe zu den Behörden schloss denn auch eine pointierte Interessenpolitik weitgehend aus. Erst ab den 1890er Jahren erlebte der SLV auch einen zahlenmässigen Aufschwung. Mit seiner 1872 gegründeten Zeitschrift Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift (Die Grüne), AfA2153 erreichte der SLV allmählich immer mehr Bauern. Seit der 1897/98 erfolgten Gründung des Schweizer Bauernverband (SBV), AfA110 enthält sich der SLV jeglicher wirtschaftspolitischer Tätigkeit. Er konzentrierte sich auf fachliche Aufgaben und die Vermittlung von Unfall- und Haftpflichtversicherungen. In der Zwischenkriegszeit wandte sich der SLV dann v.a. Bildungsaufgaben zu. Bei der Etablierung der bäuerlichen Berufslehre und der Meisterprüfung spielte er eine zentrale Rolle. In einzelnen Kantonen traten die landwirtschaftlichen Vereine auch bei der Gründung von Bauernparteien hervor, so in Zürich 1917, oder übernahmen gar, wie im Thurgau bis 1985, zeitweise deren Funktion. 2002 wurde der SLV als Verein aufgelöst und seine bildungspolitischen Aufgaben dem SBV übertragen. Die Zeitschrift Die Grüne ging schon 1999 an den Verlag Agrarmedien GmbH in Bern über.

Autor: Peter Moser

Archivbestand, fonds d'archives

Die Archivalien wurden vom Archiv für Agrargeschichte (AfA) erschlossen. Aufbewahrt und Forschenden zugänglich gemacht werden sie vom Schweizerischen Bundesarchiv. https://histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=184

Website der Organisation, site internet de l'organisation

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Index der Funktionen, Index des fonctions

Präsidenten (1863-2002)

Sekretäre (1863-2002)

Kassiere (1863-1969)

Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV), AfA315

Peter Moser, Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV), AfA315 .