Fellenberg-Ziegler, Albert von (1819-1902)--DB1028

Fellenberg-Ziegler, Albert von (1819-1902)--DB1028

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Person

Lebensdaten

04.01.1819-05.10.1902

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Bern

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Verheiratet mit der Pfarrerstochter Marie Ziegler; reformiert

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Sohn des Rudolf von Fellenberg, Appellationsrichters; Neffe von Fellenberg, Philipp Emanuel von (1771-1844)--DB1025, Vetter von Fellenberg, Wilhelm von (1798-1880)--DB1027

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Studium an der landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim 1844/45; Studium des Zivilrechts und der Chemie an der Universität Bern bis 1843

Berufsausübung

Landwirt in der Wegmühle bei Bern

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV): Vorstandsmitglied 1864-1865, Mitarbeiter Landwirtschaftliche Zeitung Fachgebiet: Allgemeine landwirtschaftliche Praxis; Oekonomische und gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG): Präsident 1855-1857 (Nachfolger von Fellenberg, Wilhelm von (1798-1880)--DB1027 und Vorgänger von Wattenwyl, Ludwig von (1806-1870)--DB3742) und 1866-1874 (als Nachfolger von Greyerz, Emil von (1811-1869)--DB1339 und Vorgänger von Stettler, Eduard (1803-1879)--DB3460), Redaktor Bernische Blätter für Landwirthschaft 1856-1861 (als Nachfolger von Fellenberg, Wilhelm von (1798-1880)--DB1027 und Vorgänger von Schatzmann, Rudolf (1822-1886)--DB3066) und 1866-1874 (als Nachfolger von Schatzmann, Rudolf (1822-1886)--DB3066 und Vorgänger von Niederhäusern, David von (1847-1882)--DB2559); Herausgeber (zusammen mit Rödiger, Fritz (1824-1909)--DB2898) von Schweizer Bauernzeitung und Dorfdoktor

Funktionen in anderen Institutionen

Funktionen in der Politik

Biographische Skizze

Albert von Fellenberg-Ziegler, Neffe des Pädagogen Fellenberg, Philipp Emanuel von (1771-1844)--DB1025, studierte an der Land- und forstwirtschaftlichen Akademie Hohenheim bei Stuttgart. 1846 kehrte er in die Schweiz zurück und übernahm das Sekretariat und die Bibliothek der Oekonomischen Gesellschaft.

Von Fellenberg war, ähnlich wie Schneeberger, Johann Friedrich--DB4493, begeistert von den Perspektiven, die er im wissenschaftlichen Fortschritt und in den Möglichkeiten der technischen Rationalisierung erblickte. 'Unserer Landwirtschaft steht eine Revolution bevor, sie wird aus einem Handwerk, aus einem niedrigen verachteten Gewerbe eine Industrie', kommentierte er 1861 Versuche mit Mähmaschinen: Die Mechanisierung enthebe 'den denkenden Menschen' von einer 'rein mechanischen schweren Arbeit, unter deren Druck und Last seine intellektuellen Fähigkeiten Schaden litten' und brach liegen blieben. In der Transformation der Landwirtschaft in eine Industrie sah er die Chance, dass der Bauer sich 'aus seiner gedrückten, missachteten Stellung' befreien könne. Um diese Transformation zu verwirklichen, wollte von Fellenberg in der Landwirtschaft wissenschaftliche Erkenntnisse verbreiten. Er nutzte dazu Wege und Mittel, mit denen schon Verwandte von ihm Erfahrungen gesammelt hatten: Zeitungen und Schulen. Sein Vetter Fellenberg, Wilhelm von (1798-1880)--DB1027, ein Sohn des Hofwiler Pädagogen, hatte 1845 eine private Ackerbauschule auf dem Rütti-Gut der Familie in Zollikofen gegründet. Ab 1846 gab die Oekonomische Gesellschaft das Landwirthschaftliche Wochenblatt für den Kanton Bern heraus, dessen Redaktion Wilhelm übernahm. Anfänglich zählte das Organ lediglich 40, bald jedoch schon 200 Abonnenten. Wilhelms Pläne scheiterten jedoch rasch: Schon 1847 musste er die Ackerbauschule aus finanziellen Gründen wieder schliessen. Die Redaktion des Wochenblatts gab er 1855 ab.

Von nun an bestimmte Albert von Fellenberg-Ziegler die Geschicke der in Bernische Blätter für Landwirthschaft umgetauften Zeitung der Oekonomischen Gesellschaft. Die Zahl der Abonnenten stieg bis 1856 auf 360 und vervielfachte sich dann auf 1300 bis 1868. 1880 lag sie bei 1600 Exemplaren. Damit erreichte die Zeitung zwar nur einen kleinen Teil der damals in der Landwirtschaft des Kantons Bern Erwerbstätigen. Wichtiger als die unmittelbare Wirkung dürfte jedoch der längerfristige Einfluss der Zeitung gewesen sein. Der Schweizer Bauer, wie das Blatt ab 1896 heisst, gehört heute zu den grössten landwirtschaftlichen Zeitungen der Deutschschweiz. Von Fellenberg wirkte aber nicht nur als Redaktor, sondern auch als Präsident der Oekonomischen Gesellschaft. Seit dem Scheitern der privaten Ackerbauschule setzte sich die OGG für die Errichtung eines staatlichen Instituts ein. 1854 lancierte sie das Schulprojekt mit einer Eingabe an den Grossen Rat neu. In der landwirtschaftlichen Ausbildung habe der 'grosse landwirthschaftliche Kanton Bern sich den Rang ablaufen lassen', schrieb die OGG. Zusätzlich zu einer Ackerbauschule forderte der Vorstand der Gesellschaft nun auch noch einen Lehrstuhl für Landwirtschaft an der Hochschule in Bern. Weil der Regierungsrat weiter zögerte, publizierte Albert von Fellenberg-Ziegler 1856 in den Bernischen Blättern für Landwirthschaft den detaillierten Plan einer Landwirtschaftsschule von Grossrat Weber, Johann (1828-1878)--DB3750, einem Mitglied der Oekonomischen Gesellschaft und ehemaligen Schüler der Ackerbauschule auf der Rütti. Der Entwurf löste über den Kanton Bern hinaus zustimmende Reaktionen aus. Auch bisher nicht involvierte Gruppierungen wie der Oekonomische und gemeinnützige Verein des Oberaargaus forderten die Regierung auf, nun endlich Nägel mit Köpfen zu machen.

1858 entschied der Grosse Rat, eine staatliche Ackerbauschule für eine Probezeit von vier Jahren einzurichten. Als Standort bestimmte er das Rüttigut der Familie Fellenberg. Auf die Ausschreibung des Direktorenpostens meldete sich aber nur ein Kandidat, der zudem den Erwartungen der Oekonomischen Gesellschaft nicht entsprach. Diese schlug dem Regierungsrat stattdessen Matti, David (1821-1870)--DB2291 vor. Der ehemalige Volksschullehrer leitete zu diesem Zeitpunkt die Zwangsarbeitsanstalt Thorberg. Für Matti sprachen nicht nur die pädagogischen Fähigkeiten, sondern auch sein Leistungsausweis als landwirtschaftlicher Betriebsleiter. Als 'ausgezeichneter Oekonom' und 'rationeller Landwirt', so die Hoffnung der Oekonomischen Gesellschaft, werde er den Gutsbetrieb der Schule vorbildlich führen und den Schülern ein gutes Beispiel geben. Der Regierungsrat liess sich von der OGG überzeugen und ernannte Matti zum ersten Rütti-Direktor. Im Frühling 1860 begann der Schulbetrieb und am 1. September 1860 wurde die Acker- und Waldbauschule im Rahmen der Feier zum 100-Jahre-Jubiläum der Oekonomischen Gesellschaft offiziell eröffnet.

Erfolglos blieben hingegen die bestrebungen der Oekonomischen Gesellschaft zur Schaffung eines Lehrstuhls für Landwirtschaft an der Hochschule in Bern. Damit fehlte in der Schweiz weiterhin eine Möglichkeit, um die an den Ackerbauschulen benötigten Lehrer auszubilden. Die OGG setzte sich deshalb in der Folge mit landwirtschaftlichen Vereinen anderer Kantone für eine landwirtschaftliche Abteilung am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, der heutigen ETH, ein. Hier schuf der Bundesrat 1871 die gewünschte Abteilung. Mit Genugtuung stellte Fellenberg diesen Durchbruch zur bildungspolitischen Gleichberechtigung des Agrarsektors fest: 'Durch die Einrichtung einer landwirthschaftlichen Abtheilung am Polytechnikum' trete nun endlich auch 'die Landwirthschaft als Gewerbe in den gleichen Rang wie die anderen Gewerbe', die bereits ihre höhern Bildungsanstalten» besässen, schrieb er im Wochenblatt. Später richteten der Bundesstaat und die Kantone auf Initiative der OGG und anderer landwirtschaftlicher Organisationen nicht nur landwirtschaftliche Ausbildungsstätten ein, sondern sie begannen auch, die Tätigkeit der Oekonomischen Gesellschaft und der Vereine zu subventionieren.

Damit eröffneten sich diesen neue Perspektiven. Die Kehrseite dieser Medaille zeigte sich jedoch schon bald. Nach einem kritischen Kommentar zu den Nationalratswahlen von 1873, als im Kanton Bern 15 Juristen gewählt wurden und die Vertreter der Landwirtschaft auf der Strecke blieben, drohte die Berner Regierung der Gesellschaft, die Staatsbeiträge zu sperren. Fellenberg-Ziegler nahm nichts zurück, demissionierte aber in der Folge als Präsident der Gesellschaft und auf Ende 1874 auch als Redaktor der Bernischen Blätter für Landwirthschaft. Gemeinsam mit Rödiger, Fritz (1824-1909)--DB2898 publizierte von Fellenberg-Ziegler jedoch weiterhin landwirtschaftliche Broschüren und Anleitungen zum Landbau. Zudem veröffentlichte er eine bis 1998 25 Mal neu aufgelegte 'Homöopathische Arzneimittellehre'.

Autoren: Daniel Flückiger und Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Abschied vom Leser, in: Bernische Blätter für Landwirthschaft, 26.12.1874
  • Schreib- und Hülfskalender für schweizerische Landwirte (hrsg. zusammen mit Fritz Rödiger)
  • Ueber Kraftlandwirthschaft, in: BBL 1867, S. 83-84, 87-88 und 91-92

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 381
  • Brugger, Hans: Die schweizerische Landwirtschaft 1850 bis 1914, Zürich 1987
  • Egli, Markus: Ein konstruierter Gegensatz? Das Verhältnis von Naturheilkunde, (Laien-)Homöopathie und Impfgegnerschaft zur Schulmedizin in der Schweiz vor 1914. Lizentiatsarbeit Historisches Institut, Universität Bern, 2008
  • Flückiger, Daniel: 'Zeitungen und Schulen für den fortschrittlichen Landwirt - Albert von Fellenberg-Ziegler', in: Kartoffeln, Klee und kluge Köpfe. Die Oekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern OGG (1759-2009). Herausgegeben von Martin Stuber, Peter Moser, Gerrendina Gerber-Viser und Christian Pfister, unter Mitarbeit von Dominic Bütschi, Bern-Stuttgart-Wien 2009, S. 171-174

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton BernOekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG)Schweizer BauerSchweizerischer Landwirtschaftlicher Verein (SLV)Schweizerische Vereinigung der Agrarjournalisten

Fellenberg-Ziegler, Albert von (1819-1902)--DB1028

Daniel Flückiger, Fellenberg-Ziegler, Albert von (1819-1902)--DB1028 .