Hofstetter, Mina (1883-1967)--DB1638

Hofstetter, Mina (1883-1967)--DB1638

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Person

Lebensdaten

22.03.1883-21.12.1967

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Mina Lehner; Stilli (AG)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Verheiratet 1907 mit Hofstetter, Ernst (1879-1967)--DB9275; reformiert; Mutter von Hofstetter, Karl (1908-1986)--DB9276, Hofstetter, Friedrich (1909-1995)--DB9277, Hofstetter, Werner (1911-2013)--DB9278, Hofstetter, Gertrud (1912-1997)--DB9279, Hadorn-Hofstetter, Rosa (1914-2012)--DB9280, Hofstetter, Magdalena (1918-)--DB9282 und Schaer-Hofstetter, Elisabeth (1923-2019)--DB9283

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Tochter von Lehner, Hans-Heinrich (1854-1943)--DB9268 und Lehner-Wey, Barbara (1856-1939)--DB9269; Schwester von Lehner, Sophia (1886-)--DB9270, Lehner, Fritz (1889-1964)--DB9271, Lehner, Heinrich (1890-1956)--DB9272, Lehner, Karl (1894-1962)--DB9273 und Lehner, Jakob (1896-)--DB9274

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Berufsausübung

Bäuerin auf dem Hof Stuhlen in Ebmatingen

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Schweizerische Gesellschaft für biologischen Landbau (heute: Bioterra): Gründungsmitglied 1947

Funktionen in anderen Institutionen

Funktionen in der Politik

Aktiv in der Freiwirtschaftsbewegung

Biographische Skizze

Mina Lehner arbeitete im Anschluss an die obligatorische Schulzeit in Stilli als Dienstmädchen in Genf und Berlin. 1907 heiratete sie den Schreiner Ernst Hofstetter, mit dem zusammen sie nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Hof Stuhlen in Ebmatingen am Greifensee erwarb. Nach schweren gesundheitlichen Problemen während ihrer sechsten Schwangerschaft begann sie 1919/20 ihre Ernährung auf Rohkost umzustellen und, in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, den Landwirtschaftsbetrieb ohne Vieh zu bewirtschaften. 1927/28 richtete Ernst Hofstetter zusammen mit dem ältesten Sohn Karl im ehemaligen Stall eine Schreinerei ein. Mina Hofstetter machte auf dem Betrieb Versuche mit Reihensaaten beim Anbau von Getreide und führte - wie beispielsweise auch Frey, Hermine--DB1117 oder Ineichen, Franz (1887-1953)--DB1734 - in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Bauernsekretariat (SBS) eine Buchhaltung. Als Zugkraft wichtig wurde für Mina Hofstetter die vom Maschineningenieur Meyenburg, Konrad von (1870-1952)--DB2359 entwickelte und durch Grunder, August (1880-1957)--DB4076 produzierte Bodenfräse (vgl. https://www.histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=151), mit der sie sich ebenso wie die Agronomen Marbach, Walter (1895-1967)--DB2246, Keller, Hans (1882-1941)--DB1873 oder Studler, Albert (1882-1975)--DB3522 kritisch auseinandersetzte.

Durch die Lektüre der Schriften von Zimmermann, Werner (1893-1982)--DB3988 kam Mina Hofstetter Anfang der 1920er Jahre in Kontakt mit der Freiwirtschaftsbewegung. Von 1924 an publizierte sie in der von Zimmermann herausgegebenen Zeitschrift TAO, später auch in anderen der Lebensreform- und der Freiwirtschaftsbewegung nahestehenden Periodika. 1928 veröffentlichte Hofstetter unter dem Pseudonym Gertrud Stauffacher die Schrift 'Brot. Die monopolfreie Lösung der Getreidefrage durch die Schweizerfrau'. Diese Publikation verkaufte sie, ähnlich wie Amstad, Crescentia (1872-1933)--DB83 ihren Sbrinz-Käse, an der SAFFA 1928 an einem eigenen Stand. Anschliessend publizierte Hofstetter mehrere Artikel und Schriften zum biologischen Landbau und zur viehlosen Landwirtschaft. Mina Hofstetter gehörte zu einer Gruppe von Bäuerinnen, die wie beispielsweise Suidter, Anna (1872-1944)--DB4266, Sulzer, Marianne (1912-)--DB4069 oder Gillabert-Randin, Augusta (1869-1940)--DB1259 einen eigenen Betrieb führten und sich gleichzeitig auch in der Öffentlichkeit engagierten. Sie hielt im In- und Ausland Vorträge und veranstaltete auf ihrem Hof Kurse über die Ernährung, das Sonnen- und Lichtbaden, den biologischen Landbau sowie die Freiwirtschaftslehre. Der 1936 von ihrem Mann und ihrem Sohn Karl erbaute 'Seeblick' wurde auch zu einem Treffpunkt von Ernährungsreformern wie Bircher, Maximilian (1867-1939)--DB364 oder Martens, Anna (1883-1961)--DB9320. Hier wurde 1947 auch die Genossenschaft Biologischer Landbau (heute Bioterra) gegründet, der sich in der Folge v.a. Klein- und Hobbygärtner anschlossen. Gleichzeitig fanden auf dem Hof Stuhlen aber auch Diskussionen mit Vertretern der landwirtschaftlichen Schulen und der eidgenössischen landwirtschaftlichen Versuchsanstalten statt. So besuchte beispielsweise mit Gisiger-Brunner, Leo (1901-1989)--DB1273 auch einer der vehementesten Kritiker des Biolandbaus Hofstetters Lehrstätte in der Gemeinde Maur.

Insbesondere in den 1930/40er Jahren engagierte sich Mina Hofstetter auch für feministische Anliegen. Sie war aktiv in der 1935 in Genf gegründeten Women's Organisation for World Order (WOWO). Zusammen mit Wägner, Elin (1882-1949)--DB3699, der schwedischen Schriftstellerin und Ökofeministin sowie der jüdischen Emigrantin Askanasy-Mahler, Anna Helene (1893-1970)--DB9326 plante Hofstetter 1938/39 zudem den Aufbau einer Siedlung in Kanada, in der die Frauen das Sagen hatten.

Autor: Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Abgedruckt in: Moser, Peter (Hrsg.), Mina Hofstetter. Eine ökofeministische Bäuerin. Texte und Korrespondenz, München, 2024

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 378
  • Moser, Peter (Hrsg.), Mina Hofstetter. Eine ökofeministische Bäuerin. Texte und Korrespondenz, München, 2024

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton AargauKanton ZürichBioterraSchweizer Bauernverband (SBV)Women's Organisation for World Order (WOWO)

Hofstetter, Mina (1883-1967)--DB1638

Peter Moser, Hofstetter, Mina (1883-1967)--DB1638 .