Spreng, Hans (1901-1975)--DB3382

Spreng, Hans (1901-1975)--DB3382

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Person

Lebensdaten

04.04.1901-29.03.1975

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Graben (BE)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Verheiratet 1925 mit Martha Käser; reformiert; Vater von Spreng, Hans (1926-1990)--DB3383

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Sohn des Spreng, Albert (1869-1944)--DB11307 und der Lina Strasser; Bruder von Spreng, Fritz (1897-1977)--DB3381 und Spreng, Albert (1908-1990)--DB11306

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Obstbauschule Wädenswil; landwirtschaftliche Schule Rütti

Berufsausübung

Schweizerische Zentralstelle für Obstbau, Oeschberg: Direktor 1934-1967 (als Vorgänger seines Sohnes Spreng, Hans (1926-1990)--DB3383); Kantonale Fachstelle für Obstbau Oeschberg: Leiter 1927-1967 (als Vorgänger seines Sohnes Spreng, Hans (1926-1990)--DB3383); Kantonalbernische Schule für Obst-, Gemüse- und Gartenbau in Oeschberg: Lehrer für Obstbau 1922-1962; landwirtschaftliche Schule Rütti: Werkführer für Obst- und Gemüsebau -1922; Baumwärter

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Schweizerischer Obstverband: Chefkontrolleur für die Kantone Bern, Solothurn und Freiburg 1923-

Funktionen in anderen Institutionen

Eidgenössisches Kriegsernährungsamt: Experte für Fragen des Obstbaus und der Obstwirtschaft 1943-, Mitglied der Sektion Obst 1940-1945; Expertenkommission für das neue Landwirtschaftsgesetz: Mitglied 1943-; Ökonomische und gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG): Mitglied des Vorstands 1938-, Sekretär und später Präsident der Obstbaukommission; Fachkommission zur Durchführung des Alkoholgesetzes auf Bundesebene: Mitglied 1932-

Funktionen in der Politik

Biographische Skizze

Hans Spreng arbeitete nach der obligatorischen Schulzeit zunächst als praktischer Baumwärter. Als 19-Jähriger leitete er seinen ersten Baumschnittkurs. Nach dem Besuch der landwirtschaftlichen Schule Rütti und der damals in der Deutschschweiz einzigen Obstbauschule in Wädenswil trat Spreng im Herbst 1922 eine Stelle als Lehrer an der 1920 vom Kanton Bern auf dem ehemaligen Gutsbetrieb der Geschwister Affolter, Elise (1835-1905)--DB48 und Affolter, Ferdinand (1839-1903)--DB49 gegründeten Obst-, Gemüse- und Gartenbauschule in Oeschberg bei Koppigen an. Spreng war der erste Lehrer für Obstbau und leitete daneben zahllose Kurse für Gemüsebau, Blumenpflege und Beerenanbau, an denen mehr als 10'000 Frauen und Töchter teilnahmen. Ab Mitte der 1920er Jahre setzte er in seinen Kursen mit grossem Erfolg Lichtbilder und Fotos ein.

Hans Spreng ist der Erfinder des sogenannten 'Oeschbergschnitts'. Um die für den Export notwendige Qualität beim Tafelobst zu erzielen, versuchte Spreng den Bäumen Sonnenlicht in die Kronen zuzuführen und eine sachgemässe Behandlung mit Schädlingsbekämpfungsmitteln einzuführen. Mit seinem Oeschbergschnitt wurden die Baumkronen radikal ausgelichtet und die Zahl der Leitäste auf vier bis fünf beschränkt. Der Oeschbergschnitt veränderte nicht nur das Erscheinungsbild der Bäume und damit der Landschaft radikal, er führte auch zu grossen Kontroversen. Viele sahen in dieser neuartigen Baumbehandlung, vor allem wenn sie auf älteren Baumbeständen angewendet wurde, eine Zerstörung des Obstbaus, weshalb Spreng auch als 'Obstbaummörder' beschimpft wurde. Doch seine Auffassung setzte sich nicht zuletzt dank seiner rastlosen Lehr-, Publikations-, Unterrichts- und Kurstätigkeit rasch und umfassend durch. Auch der Schweizerische Obstverband in Zug übernahm Mitte der 1920er Jahre Sprengs Ansichten i.S. Baumschnitt und Baumpflege.

1927 schuf der Kanton Bern auf Initiative von Hans Spreng und Bracher, Arthur (1861-1928)--DB472 zur Koordination aller Bestrebungen im Obstbau (Pflege, Schnitt, Handel, Verwertung, Vermarktung und Konsum) die kantonale Zentralstelle für Obstbau. Diese wurde der Schule für Obst-, Gemüse- und Gartenbau in Oeschberg angegliedert und Hans Spreng zum Leiter gewählt. Mit der im gleichen Jahr veröffentlichten, auf 45 Seiten 40 Abbildungen umfassenden programmatischen Schrift 'Der Obstbau - wie er ist und wie er sein sollte' beeinflusste Spreng in der Folge nicht nur zahllose Baumwärter, sondern auch den Gang der eidg. Gesetzgebung im Alkoholwesen. Auf dieser Grundlage basierend begann der Bund in den 1930er Jahren die Bestrebungen zur Verwertung des Obsts zu anderen Zwecken als der Alkoholproduktion zu unterstützen, legte die neue Alkoholordnung von 1930 doch fest, dass es Aufgabe von Bund und Kantonen sei, die Umstellung des Obstbaus von der Produktion von Mostobst auf den Anbau von Tafelobst zu fördern. Spreng zeichnete verantwortlich für die Bilder des in diesem Kontext entstandenen Films Die Verwertung der Obstüberschüsse (vgl. https://www.histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=32).

1934 wurde Hans Spreng zum Direktor der vom Schweizerischen Obstverband neu gegründeten Schweizerischen Zentrale für Obstbau gewählt, die, weil er seine bisherige Wirkungsstätte nicht verlassen wollte, auf dem Oeschberg angesiedelt wurde. Bis zu seiner Pensionierung 1967 führte er die schweizerische und die kantonale Zentralstelle in Personalunion. Auf dem Oeschberg wurde die Entwicklung des Pflanzenschutzes durch praktische Anwendungsversuche ebenso vorangetrieben wie die Bereinigung der Sortenvielfalt im Obstbau mit der Konzentration des Anbaus auf ertragreiche Sorten. Zu den wenigen Skeptikern gegenüber Sprengs neuen Methoden im Obstbau gehörte der Pomologe Zschokke, Theodor (1868-1951)--DB3940.

Ab 1943 redigierte der passionierte Fotograf, der ein Bildarchiv von mehr als 40'000 Fotos anlegte, die zweisprachige, monatlich erscheinende Fachzeitschrift 'Obstrundschau', die an alle Obstproduzenten, Organisationen des Obstbaus sowie sämtliche Baumwärter abgegeben wurde; Sondernummern erreichten eine Auflage von 200'000 Exemplaren. Daneben veröffentlichte Spreng zahlreiche Publikationen rund um den Obstbau.

Von der OGG erhielt Spreng für seine Verdienste um den Obstbau die silberne Verdienstmedaille sowie die Ehrenmitgliedschaft. Die Obstbaukommission der OGG, der Spreng zuerst als Sekretär, dann als Präsident angehörte, wurde zugleich zur kantonalen Obstbaukommission. Zudem engagierte er sich auch im Bernischen Baumwärterverein, im bernischen Obstproduzentenverband sowie im Schweizerischen Obstverband.

Autor: Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Der Obstbau, wie er ist und wie er sein sollte. Kurzgefasste Wegleitung für den Obstbauer und Kursteilnehmer. Bern, 1927, Verbandsdruckerei AG
  • Obstsegen in Schweizerland und flüssiges Obst: Bildbericht über die Verwertung einer grossen Obsternte. Oeschberg-Koppigen, Zentrale für Obstbau, 1938 (nach Hermann Wahlen 1937 erstmals mit einer Auflage von 100'000 Stück erschienen)
  • Neuzeitliche Kronenpflege der Obstbäume. Oeschberg-Schnitt. Bern, 1938. Verbandsdruckerei AG
  • Obstrundschau der Schweizerischen Obstzentrale ab 1943

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 3
  • Der Bund, 20.03.1955, Ausgabe 2, S. 16
  • Die Grüne. Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift 26.12.1975, S. 10-29
  • Spreng, Hans, in: Archivbestand Hermann Wahlen (AfA-Nr. 707)
  • Tätigkeitsbericht OGG 1975, S. 7-8

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton BernLandwirtschaftliche Schule Rütti - ZollikofenOekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern (OGG)Schweizer Obstverband (SOV)Gartenbauschule OeschbergKantonale Zentralstelle für Obstbau BernSchweizerische Zentralstelle für Obstbau SZO

Spreng, Hans (1901-1975)--DB3382

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