Wenger, Hans (1908-1976)--DB3778

Wenger, Hans (1908-1976)--DB3778

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Person

Lebensdaten

28.08.1908-12.07.1976

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Thierachern (BE)

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Verheiratet mit Margherite Staub

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Bauernsohn

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Dr. sc. tech.; Ing. Agr. ETHZ, Studium 1932-1936; Humboldtianum Bern: Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung an der ETHZ 1932; Landwirtschaftliche Schule Schwand-Münsingen: Winterkurse 1930/31; Ackerbauschule Crézancy in Frankreich: Sommerkurs; Sekundarschule in Colombier, Neuenburg; Primarschule in Thierachern

Berufsausübung

Schweizerischer Fleckviehzuchtverband: Geschäftsführer/Direktor 1942-1973 (als Nachfolger von Lüthy, Gottfried (1875-1946)--DB2208 und Vorgänger von Jenni, Ernst (1916-2004)--DB1782), Adjunkt 1940-1942; Institut für Tierzucht ETHZ: Vorlesungsassistent bei Professor Schmid, Ambrosi (1880-1947)--DB3128 1936-1940; Leitung des elterlichen Betriebs 1927-1929

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Vereinigung europäischer Fleckviehzüchter: Präsident 1965-1968, Vizepräsident 1962-1965, Ehrenpräsident 1974, Gründungsmitglied 1962; Schweizerischer Fleckviehzuchtverband: Ehrenmitglied; Schweizerischer Verband für künstliche Besamung: Vorstandsmitglied; Schweizerische Vereinigung für Tierzucht (SVT): Vorstandsmitglied 1941-

Funktionen in anderen Institutionen

Funktionen in der Politik

Biographische Skizze

Hans Wenger hat eine für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts typische Agronomenkarriere durchlaufen: Mit der landwirtschaftlichen Praxis wurde er auf dem elterlichen Hof vertraut, in der Romandie und in Frankreich lernte er die französische Sprache und besuchte eine landwirtschaftliche Schule. An die ETHZ kam Wenger wie viele Agronomen über eine Aufnahmeprüfung nach dem Besuch einer landwirtschaftlichen Schule. In seiner Dissertation dokumentierte und analysierte er die in der bäuerlichen Praxis damals weitverbreitete Zugleistung des Rindviehs erstmals wissenschaftlich-systematisch und diskutierte seine Ergebnisse und Einsichten in der landwirtschaftlichen Presse mit Praktikern wie Günthart, Alois (1880-1964)--DB1398. Kurz nach der Fertigstellung von Wengers Dissertation schloss Brunner, Walter (1913-)--DB538 seine Untersuchung über die Arbeitsleistung des Zugpferdes ab, die ebenfalls von Schmid, Ambrosi (1880-1947)--DB3128 betreut wurde.

Hans Wenger hat die Rindviehzüchtung in der Schweiz massgeblich beeinflusst. Während seiner Tätigkeit im Fleckviehzuchtverband verschob sich die Züchtung von der bis in die frühen 1950er Jahre noch angestrebten Dreinutzungskuh (Milch, Fleisch, Zug) über den Zweinutzungstyp (Milch und Fleisch) hin zur einseitig milch- oder fleischbetonten 'Leistungskuh'. Erreicht wurde dieses Ziel u.a. mit einer flächendeckenden Umsetzung der Milchleistungsprüfungen in den 1950er Jahren sowie mit der Kreuzung mit Tieren anderer Mehrnutzungsrassen wie Montbéliard und Deutschem Fleckvieh in der Mitte der 1960er Jahre sowie mit der anschliessenden Einkreuzung von Samen von Stieren der milchleistungsbetonten Red-Holstein Rasse.

Wenger war lange Zeit ein Gegner der Praxis der Einkreuzung in der Tierzucht. Er setzte auf die sich im 19. Jahrhundert durchsetzende Strategie der Reinzucht, d.h. der Zucht ausschliesslich innerhalb der bestehenden Rassen. Unter Hinweis auf die Mendelsche Vererbungslehre betonte Wenger immer wieder, dass die Hochleistungstiere sowohl der Mehrfach- wie auch der milchbetonten Holstein-Rasse durch das Prinzip der Reinzucht entwickelt worden seien. Der künstlichen Besamung stand Wenger aus Rücksicht auf die Anliegen der Stierenzüchter im Berggebiet anfänglich ähnlich skeptisch gegenüber wie der Einkreuzung. Als Vorstandsmitglied des Schweizerischen Verbandes für künstliche Besamung setzte er sich ab den frühen 1960er Jahren jedoch zunehmend uneingeschränkt für die Umsetzung dieser neuen Reproduktionstechnik ein. Mit den Nachzuchtprüfungen wurde es möglich, verlässlich festzustellen, welche Stiere welche Eigenschaften vererbten, so dass der Samen der Stiere nun dank der künstlichen Besamung gezielt und breitflächig eingesetzt werden konnte.

Die Verwissenschaftlichung der Viehzucht war eine wesentliche Voraussetzung zur Aufrechterhaltung des Exports von Zuchtvieh aus der Schweiz, für den sich Wenger stark engagierte. Er war zudem Mitglied zahlreicher internationaler Gremien und kannte die viehwirtschaftlichen Verhältnisse in praktisch allen europäischen Ländern von seinen Reisen und Aufenthalten im Ausland, die er teilweise auch minutiös schriftlich und fotografisch dokumentierte. Massgeblich beteiligt war Hans Wenger auch an der Gründung der Europäischen Vereinigung der Fleckviehzüchter im Jahr 1962, welcher er von 1965 bis 1968 vorstand und zu deren Ehrenpräsident er 1974 gewählt wurde.

Autor: Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Untersuchungen über die Arbeitsleistung von Schweizer Rindern, Diss. ETH Zürich 1939
  • Kummet oder Joch? in: Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift, 1938, S. 546-551 mit einer Entgegnung von Günthart, Alois (1880-1964)--DB1398 über 'Die Kraftentwicklung des Rindes', in: Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift, 1938, S. 615-617

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 409
  • Archivbestand Schweizerischer Fleckviehzuchtverband (AfA Nr. 123)
  • Archivbestand Swissgenetics (AfA Nr. 148)
  • Archivbestand Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (AfA Nr. 125)
  • Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte 52 (1974), S. 28-29
  • Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte 54 (1976), S. 312
  • Alpwirtschaftliche Monatsblätter, 1976, S.283

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton BernSwissgeneticsSwissherdbookAkademisch-Landwirtschaftlicher Verein an der ETH ZürichSchweizerische Vereinigung für Tierwissenschaften (SVT)

Wenger, Hans (1908-1976)--DB3778

Peter Moser, Wenger, Hans (1908-1976)--DB3778 .