Schweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen (SVIAL), AfA238

Schweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen (SVIAL), AfA238

Organisationsgeschichte, histoire de l'organisation

Der SVIAL wurde 1901 als „Verband der Lehrer an den landwirtschaftlichen Schulen“ gegründet. Mitglieder wurden die an der ETH ausgebildeten Agronomen, die an den kantonalen landwirtschaftlichen Fachschulen in der Deutschschweiz unterrichteten. Nach dem Ersten Weltkrieg traten dem SVIAL zunehmend auch die an der ETH ausgebildeten Agronomen als Mitglieder bei, die bei Verbänden, in der Verwaltung oder in der Nahrungsmittelindustrie tätig waren. Damit wurde der SVIAL zu einem gesamtschweizerisch tätigen Berufsverband der Agronomen. Das wird auch an der 1933 erfolgten Umbenennung in „Schweizerischer Verband der Lehrer an landwirtschaftlichen Schulen und der Ingenieur-Agronomen“ resp. „Association suisse des professeurs d’agriculture et des ingénieurs agronomes“ ersichtlich. Diese Entwicklung war innerhalb des Verbandes nicht unumstritten. Erstens gab es in der Romandie schon seit 1922 die Association des Ingénieurs Agronomes de la Suisse Romande (AIASR), AfA39 und zweitens verstand sich der „Alt-Herren-Verband des landwirtschaftlichen Vereins am eidgenössischen Polytechnikum“, aus dessen Mitte der Anstoss zur Gründung des SVIAL ursprünglich gekommen war, als Vertreter der Standesinteressen der ETH-Agronomen. In der Folge gelang es dem SVIAL jedoch, sich als gesamtschweizerischer Berufsverband der an der ETH ausgebildeten Agronomen auf der gesamtschweizerischen Ebene durchzusetzen. Dass auch in der Zwischenkriegszeit immer noch rund die Hälfte aller SVIAL-Mitglieder als Lehrer an den kantonalen landwirtschaftlichen Fachschulen tätig waren, zeigt sich auch daran, dass der Verband 1923 eine Lehrmittelzentrale zur Beschaffung von Lehrbüchern und Anschauungsmaterial für den Unterricht schuf. Verfasst wurden die von der Lehrmittelzentrale vertriebenen Lehrbücher in der Regel von Agronomen, die selber als Hauptlehrer an einer Fachschule tätig waren. Zum ersten Sekretär der Lehrmittelzentrale (LMZ) gewählt wurde Bodmer, Hans (1894-1980)--DB407. Um die Bedürfnisse in der Romandie besser abdecken zu können, wurde die LMZ ab 1934 nach Sprachgebieten getrennt geführt. In den 1950/60er Jahren wurde sie zudem stark ausgebaut, weil zunehmend auch die neu entstehenden landwirtschaftlichen Berufsschulen Lehrmittel nachfragten. Nachdem der Bund die Kantone schon ab den 1880er Jahren finanziell unterstützte, wenn sie an ihren neu entstehenden landwirtschaftlichen Fachschulen ETH-Agronomen als Lehrer anstellten, so subventionierte er nun auch den Ausbau der Lehrmittelherstellung. Damit konnten die Behörden sicherstellen, dass die von der staatlichen Agrarpolitik angestrebte Form der Rationalisierung der Nahrungsmittelproduktion auch via Ausbildung zur bäuerlichen Basis gelangte. Mit Matter, Ernst (1925-2007)--DB5016 erhielt die LMZ 1968 erstmals einen hauptamtlichen Geschäftsführer, der nun zugleich das Sekretariat des SVIAL im Nebenamt führte.

Im Zusammenhang mit den in den 1990er Jahren einsetzenden agrarpolitischen Reformen zog sich der Bund aus der landwirtschaftlichen Ausbildung und damit der Förderung der Lehrmittelherstellung zurück. Deshalb erhielt der SVIAL ab 2008 auch keine Bundesbeiträge mehr zur Verbilligung der Lehrmittel. Weil in der Nachkriegszeit die Nahrungsmittelindustrie stark ausgebaut worden war, stieg ab den 1960er Jahren auch die Nachfrage nach Lebensmittelingenieuren. Diese wurden ebenfalls ausschliesslich an der ETH ausgebildete und traten zunehmend auch dem SVIAL als Mitglieder bei. Das zeigte sich auch daran, dass sich dieser 1972 in „Schweizerischer Verband der Ingenieur-Agronomen und Lebensmittelingenieure“ umbenannte. Die Absolventen des Ende der 1960er Jahre auf Anregung des SVIAL gegründeten Technikums in Zollikofen (heute: Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, AfA152) hingegen schlossen sich in einem eigenen Berufsverband Alumni BFH-HAFL, AfA2312 zusammen. Ab den 1980er Jahren konkurrierten sie die ETH-Absolventen zunehmend bei der Besetzung von Lehrstellen an den landwirtschaftlichen Fachschulen, weil an der HAFL im Unterschied zur ETH dem Pädagogikunterricht ein höherer Stellenwert zugemessen wurde. Nachdem es im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur vereinzelt Frauen gab, die wie bspw. Kowalik, Marie (1843-)--DB4898 oder Amsler-Fröhlich, Margrit (1908-1992)--DB82 Agronomie studierten und danach dem SVIAL als Mitglied beitraten, nahm der Anteil der Frauen unter den Studierenden der Agronomie und der Lebensmitteltechnologie und damit auch unter den Mitgliedern des SVIAL ab den 1980er Jahren stark zu. Ab 2010 nannte sich der Verband deshalb neu „Schweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der LebensmitteltechnologInnen“. Als Publikationsorgan des SVIAL diente von 1901 bis 1933 das „Landwirtschaftliche Jahrbuch der Schweiz“. Mit dem „Bulletin“, das ab 1999 „SVIAL-Journal hiess, unterhielt der Verband von 1933 bis 2009 ein eigenes Mitteilungsorgan, das die weltweit tätigen Mitglieder des Verbandes immer auch über die beruflichen Veränderungen ihrer ehemaligen Studienkollegen informierte.

Autor: Peter Moser

Archivbestand, fonds d'archives

Dieser Archivbestand wurde vom Archiv für Agrargeschichte eruiert, erschlossen und dem Schweizerischen Bundesarchiv zur dauernden Aufbewahrung übergeben. https://histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=314

Website der Organisation, site internet de l'organisation

Weiterleitung, redirection: https://histoirerurale.ch/redirect/getURL.php?id=312

Index der Funktionen, Index des fonctions

Präsidenten und Präsidentinnen (1901-)

Geschäftsführer Lehrmittelverlag (1923-)

Aktuare (1901-1962)

Kassiere (1901-1996)

Schweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen (SVIAL), AfA238

Peter Moser, Schweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen (SVIAL), AfA238 .